Freude nach der Sanierung: das Hallenbad Gäbelbach und seine Menschen

Zur Übersicht 15.02.2023, Philipp Aeberhard, Leiter Bewirtschaftung

Für die Menschen im Quartier ist das Hallenbad Gäbelbach mehr als ein Wasserbecken. Nun ist es saniert und bereit für die Zukunft. Seine Geschichte bleibt dabei erhalten.

Hans-Ruedi Pulver wartet schon. Er sitzt im Ruheraum der Sauna des Hallenbads Gäbelbach. In Strassenkleidung, denn das Hallenbad ist noch geschlossen. Auch darauf wartet Hans-Ruedi Pulver, der das Bad länger kennt als alle anderen, die sich zu diesem Ortstermin treffen. «Vor vierzig Jahren bin ich zum ersten Mal hier in die Sauna gekommen», erinnert er sich. Seitdem käme er jeden Dienstag mit seiner Gruppe, Männer allesamt. «Wir gehen danach immer noch essen. Früher durften wir sogar in der Sauna ein Bier trinken. Ein Sonderrecht.» Er schaut verschmitzt. Pulver wohnt in Wabern, dennoch kommt er regelmässig in den Westen Berns. Er ist nicht der Einzige.

Behutsame Restauration

Während mehr als 8 Monaten ist das Hallenbad Gäbelbach saniert worden. Es gehört zur gleichnamigen Überbauung im Westen der Stadt Bern. Marius Schreier, der im Auftrag von Dr.Meyer die Sanierung geleitet hat, erklärt die vergleichsweise lange Bauzeit. «Einerseits sind wir auf grossen aufgestauten Sanierungsbedarf gestossen und hatten mit Lieferverzögerungen zu kämpfen. Andererseits haben wir sehr behutsam saniert.» Bei der Planung wurde darauf geachtet, möglichst viele Materialien wiederzuverwenden. Das sei aus ökonomischen Gründen ratsam, aber auch aus Gründen der Identität. Denn das Hallenbad im Gäbelbach ist über das Quartier hinaus bekannt.

Einer, der das bezeugen kann, ist Heinz Hudec. Auch ihn verbindet eine lange Zeit mit dem Hallenbad, allerdings als Bademeister. 19 Jahre lang hat er zu «seinem» Bad geschaut. «Die beste Entscheidung war, ein separates Kinderschwimmen einzuführen», erinnert er sich. Denn das Becken im Bad ist vergleichsweise klein, die Schwimmerinnen und Schwimmer müssen aneinander vorbeigebracht werden. Hudec erinnert sich an Zwischenfälle, aber auch an viele schöne Begegnungen. Viele Kinder haben während seiner Zeit schwimmen gelernt, sogar Pfadigruppen aus Zürich waren zu Besuch. Doch beim heutigen Besuch interessiert ihn eines besonders. «Die Lüftungsanlage möchte ich wirklich gerne sehen.»

Von links: Benjamin Güdel, Heinz Hudec, Hans-Ruedi Pulver, Sandra Beyeler, Marius Schreier, Arne Luttropp

Keine beschlagenen Scheiben mehr

Die beschlagenen Scheiben, die ganz früher schon fast zum öffentlichen Bild des Hallenbads gehörten wie das traditionelle Osterschwimmen, sollen definitiv der Vergangenheit angehören. Die neue Anlage sei drei Mal leistungsfähiger als die alte, erklärt Arne Luttropp, aktueller Bade- und Saunameister. «Dank der Wärmerückgewinnung verbrauchen wir viel weniger Energie. Das sollte sich auch auf die Betriebskosten auswirken.» Er führt durch den Heizungsraum, während Heinz Hudec sich beeindruckt umschaut. Der ehemalige Elektriker musste noch jeden Schalter kennen, um die alte Anlage am Laufen zu halten. Nun läuft alles automatisch.

Auch Sandra Beyeler ist Bade- und Saunameisterin und die Arbeitskollegin von Arne Luttropp. Sie ist ebenfalls erfreut über das Sanierungsergebnis, sagt sie ausserhalb des Heizungsraums neben dem Becken. «Die Oberflächen sind heller. Das wirkt nicht nur freundlicher auf die Gäste, sondern man sieht nun auch, wenn wir geputzt haben.» Die Reinigung eines Schwimmbads sei eine komplexe Aufgabe, erklärt sie. Einerseits müssten möglichst viele Keime abgetötet werden, andererseits seien besondere Abläufe einzuhalten, damit die Reinigungsmittel nicht in den Wasserkreislauf gelangen. Heinz Hudec tritt heraus. «Gibt es den Weihnachtsbaum noch?» «Ja», entgegnet Sandra Beyeler. «Aber der ist nun über fünf Meter hoch.» Sie lacht und zeigt auf eine Tanne draussen vor dem Fenster. Als sie noch klein war, wurde sie im Advent geschmückt.

Ein Teil des Quartiers wird erhalten

Das Hallenbad im Gäbelbach ist mehr als ein Schwimmbecken im Quartier. «Für die Bewohnerinnen und Bewohner ist es Teil ihres Zuhauses», erklärt Benjamin Güdel. Er ist für die Bewirtschaftung des Areals und damit auch des Hallenbads zuständig. «Ein Abriss des baufälligen Bads ist für uns nie in Frage gekommen, auch wenn er rein ökonomisch betrachtet eine Option gewesen wäre.» Zudem sei die kostenlose Nutzung für Anwohnerinnen und Anwohner ein hilfreicher Faktor bei der Vermarktung. Die Sanierung hat die Infrastrukturgesellschaft aus einem eigenen Fonds finanziert – eine Investition in die Zukunft des Quartiers.

Wir gehen in den Keller in einen Bereich, der den Besucherinnen und Besuchern normalerweise verborgen bleibt. Dort befindet sich die Wasseraufbereitungsanlage, das Herzstück des Bads. Arne Luttropp zeigt den Wasserkreislauf, das Ausgleichsbecken, die Wasserfilter, die Chlor- und Säurebehälter. Hier unten wird klar, wie komplex ein Hallenbad ist. Für Arne Luttropp ist es deshalb wichtig, bei der Sanierung nicht einfach aussen vor gelassen zu werden. «Dr.Meyer hatte ein offenes Ohr für Sandra Beyeler und mich. Das ist nicht selbstverständlich.» Natürlich habe es im Baubudget nicht für jeden Wunsch Platz gehabt, oft sei es nur schon um den Standort eines Anlagenbestandteils gegangen.

Geschichten auf der alten, neuen Bank

Wieder oben treffen wir auch Hans-Ruedi Pulver wieder. Er hat sich die Garderoben und das Abkühlungsbecken angeschaut. Er erinnert sich: «Ganz früher gab es gemischte Sauna nur für Ehepaare, das wurde kontrolliert.» Dann geht er durch die hellen Gänge zu Heinz Hudec, der auf einer der langen Bänke neben dem Becken sitzt. Hudec wohnt im Quartier, trifft heute noch Gäste von früher. «Es grüssen alle noch, auch solche, die ich als Buben mal anschnauzen musste.» Pulver setzt sich neben ihn, sie beginnen zu plaudern. Die Bank, auf der sie sitzen, ist auch ein Original. Tropenholz vom Sipobaum, heute nicht mehr so einfach zu finden und sehr kostspielig. Und so ist es wieder Teil des Bads, ein Stück Geschichte, bereit für die nächste Generation.