Energetisch Sanieren – wo stehen wir?

Zur Übersicht 12.01.2022, Christoph Allemann

Energetisches Sanieren rückt in den öffentlichen Fokus. Einige Beobachtungen rund um Energie, Fördergelder, GEAK und Co.

1. Die Sensibilität steigt

Vor ein paar Jahren wusste mancher Bauherr nicht, was die Diskussion um die Energiewende mit ihm zu tun hat. Heute ist vielen klar, dass zwischen jener Diskussion und Heizenergie, die in Gebäuden verschwendet wird, ein Zusammenhang besteht. Noch dazu, wenn diese Energie aus fossilen Quellen wie Öl oder Erdgas stammt. Viele Eigentümerinnen und Eigentümer sind sensibilisiert und wollen ihren Beitrag leisten.

2. Fördergelder wirken

Diese Sensibilisierung führt dazu, dass sich viele Eigentümerinnen und Eigentümer mit einer energetischen Sanierung auseinandersetzen. Dabei stossen sie schnell auf etwas, das ihr Interesse in ein handfestes Vorhaben verwandelt: Fördergelder. Kantone und Gemeinden haben für verschiedene Massnahmen beim energetischen Sanieren Förderprogramme lanciert. Wer saniert, so die Botschaft, wird unterstützt.

3. Der gesetzliche Rahmen gibt das Mass vor

Fördergelder sind oft jedoch an Bedingungen geknüpft. Eine davon ist das Erstellen des sogenannten Gebäudeausweises der Kantone GEAK. Die externen GEAK-Expertinnen und -Experten zeigen mögliche Sanierungsvarianten auf, für die Fördergelder gesprochen werden. Dabei fällt auf, dass so gut wie nie die Maximal-, sondern eher die Minimalvariante gewählt wird.

4. Das Geld ist da

Sanieren kostet, und nicht alle Bauherrschaften haben die nötigen finanziellen Reserven dazu. Allerdings herrscht auf der Finanzierungsseite nach wie vor Nullzinspolitik. Geld ist – salopp gesagt – noch immer sehr günstig. Entsprechend haben Bauherrinnen und Bauherren, die für eine Sanierung ihre Hypothek aufstocken wollen, gute Chancen bei der Bank.

5. Die Möglichkeiten sind verschieden

Energetisch sanieren umfasst, vereinfacht gesagt, zwei Teile: eine bessere Isolation der Gebäudehülle und einen Ersatz des Wärmeerzeugers. Bei Letzterem sind jedoch nicht für alle Gebäude die Voraussetzungen gleich. In der Stadt gibt es in manchen Quartieren das Fernwärmenetz, auf dem Land ist je nach dem eine Pellet- oder Hackschnitzelheizung sinnvoll. Und Wärmepumpen brauchen Platz für die Aussenstation, oder, bei Grundwasserbohrungen, für den Installationsplatz. Auch die Installationen im Gebäude geben oft vor, was möglich ist.

6. Das Kostenargument – und seine Gegenseite

Energetische Sanierungen können sich lohnen. Viele Gebäude in der Schweiz sind energetisch noch auf dem Stand der 1950er-Jahre. Sie im Rahmen einer Sanierung auf den neuesten Stand zu bringen, kann die Energiekosten enorm senken. Davon profitieren in erster Linie dank tieferer Nebenkosten die Mieterinnen und Mieter, aber in einigen Fällen auch die Eigentümerinnen und Eigentümer.

7. Jeder Kanton saniert anders

Im Kanton Freiburg zum Beispiel muss bei Sanierungen nicht nur ein GEAK erstellt werden, sondern die dabei ermittelte Energieklasse auch beim Verkauf eines Gebäudes ausgewiesen werden – quasi eine Energieetikette für Gebäude. In anderen Kantonen gelten weniger strenge Regeln, etwa in Bern, wo eine Revision des Energiegesetzes an der Urne gescheitert ist. Allerdings macht sich in vielen Kantonen eine gewisse Vorwegnahme breit – die Erwartung, dass Energiegesetze verschärft werden, führt auch bei Bauherrschaften dazu, lieber jetzt zu handeln, als später dazu gezwungen zu werden.

8. Angenehme Überraschungen

Mit den Fenstern fängt es an. Immer wieder haben wir bei Dr.Meyer Objekte, deren Eigentümerinnen und -eigentümer lediglich eine kleine Erneuerung geplant hatten. Oft können wir mit ihnen aber das Gebäude genauer analysieren und stellen dabei fest, dass das Potenzial einer energetischen Sanierung besteht. Mehr Arbeit, aber auch ein grösserer Effekt. Denn – siehe Punkt 1 – den Eigentümerinnen und Eigentümern wird dann erst bewusst, was sie eigentlich bewirken können.